Unsere Erfahrungen aus fast 40 Jahren Beratungsleben und dem tagtäglichen Kontakt mit den Menschen in Unternehmen zeigen uns, dass Unternehmenskultur gerade in heutigen Zeiten des immer schnelleren Wandels eine zunehmend bedeutendere Rolle für nachhaltige Veränderungen und ganzheitliche Unternehmenstransformationen spielt.
Die Unternehmenskultur, auch als Corporate Culture bezeichnet, ist die Gesamtheit der gemeinsamen Werte, Normen und Einstellungen, die die Entscheidungen, Handlungen und das Verhalten der Mitglieder einer Organisation prägen (Lies 2014).
Das Hauptziel der Unternehmenskultur besteht darin, einen handlungsprägenden Rahmen zu schaffen, der die Reputation des Unternehmens beeinflusst. Die Handlungen einer Organisation werden sowohl von internen Mitgliedern als auch von externen Beobachtern wie Kunden, Banken und Politik wahrgenommen und tragen maßgeblich zur Wahrnehmung und zum Image eines Unternehmens bei (Lies 2014).
Eine starke und positive Unternehmenskultur fördert nicht nur die interne Zusammenarbeit und Zufriedenheit von Mitarbeitenden, sondern verbessert auch das externe Unternehmensimage und die Reputation eines Unternehmens. Die Unternehmenskultur beeinflusst ALLE Aspekte des Geschäftslebens, von der Mitarbeiterführung über die Kundeninteraktionen bis hin zur Innovations- und Veränderungsfähigkeit. Dabei ist es wichtig, sich bewusst zu machen, dass ein tiefes Verständnis und die gezielte Pflege der Unternehmenskultur sehr entscheidend dazu beitragen, wie flexibel und erfolgreich ein Unternehmen auf die Herausforderungen des Marktes reagiert.
Unternehmenskultur ist demnach weitaus mehr als nur ein abstraktes oder theoretisches Konzept. Sie ist ein lebendiger Bestandteil eines jeden Unternehmens, der maßgeblich zur Erreichung oder Nichterreichung von Geschäftszielen beiträgt. Durch die Förderung einer greifbaren, positiven und anpassungsfähigen Kultur können Unternehmen beziehungsweise deren Führungskräfte ihre Mitarbeitenden motivieren und stärken so ihre Veränderungsbereitschaft.
Die Forschung zeigt außerdem, dass eine positive Unternehmenskultur die Mitarbeiterzufriedenheit und -bindung signifikant verbessert. Laut einer Studie von Quantum Workplace aus dem Jahr 2022 sehen Unternehmen mit einer starken Unternehmenskultur (klare Werte, die von Mitarbeitenden geteilt und gelebt werden) 23% höhere Profite und eine um 18% gesteigerte Produktivität. Dies liegt daran, dass Mitarbeitende, die sich mit den Werten und Zielen ihres Unternehmens identifizieren, engagierter und produktiver arbeiten. Eine nachhaltige Veränderung, die durch eine unterstützende Unternehmenskultur gefördert wird, kann somit durchaus den Unterschied zwischen dem Erfolg oder Misserfolg eines Unternehmens ausmachen (Heinz 2023). Ebenso kann die Anpassungsfähigkeit einer Unternehmenskultur über den Erfolg oder Misserfolg von Veränderungsvorhaben entscheiden.
Bereits seit den 1980er Jahren wurde wissenschaftlich untersucht, wie die Kultur eines Unternehmens dessen wirtschaftlichen Erfolg beeinflusst. Die Ergebnisse zeigen auf, dass eine anpassungsfähige Unternehmenskultur notwendig ist, um den gegenwärtigen und zukünftigen Herausforderungen des Marktes, der Technologien und der Gesellschaft gerecht zu werden. Eine wandelbare Unternehmenskultur hilft Firmen, ihre Vision und Mission durch innovative Produkte und Dienstleistungen zu realisieren und sich besser an veränderte Rahmenbedingungen anzupassen (Lattmann 2014).
Auch die Forschung von Kotter International, Inc. (2024) zeigt, dass anpassungsfähige Organisationen seit drei Jahrzehnten konstant die Konkurrenz übertreffen. Es besteht eine direkte Korrelation zwischen anpassungsfähigen Organisationen und finanziellen sowie strategischen Erfolgen. Unternehmen, die die Entwicklung der Veränderungsfähigkeiten ihrer Mitarbeitenden priorisieren, sehen eine messbare Rendite auf diese Investition sowohl im Verhalten der Mitarbeitenden als auch in den Geschäftsergebnissen:
Der Kulturwandel in Organisationen ist eine hochkomplexe Aufgabe für Führungskräfte und stellt diese vor teils sehr große Herausforderungen (Handelsblatt 2019):
Darüber hinaus kann eine bestehende Unternehmenskultur häufig eine Behinderung für Veränderungsprojekte sein. Sie kann zu träge oder zu traditionell sein und bietet wenig Raum für disruptive oder wettbewerbsentscheidende Maßnahmen. Daher ist es wichtig, eine anpassungsfähige Kultur gezielt zu fördern, um schnellere und radikalere Innovationen in heutigen Zeiten zu ermöglichen (Lattmann 2019).
Durch die Kombination von bewährten Change Management-Ansätzen wie Kotters 8 Beschleuniger und einem ganzheitlichen Vorgehen nach dem Tiba Holistic Change Management® können Unternehmen eine anpassungsfähige Unternehmenskultur fördern und sicherstellen, dass Veränderungen nicht nur implementiert, sondern auch nachhaltig verankert werden. Diese beiden Ansätze helfen dabei, eine Unternehmenskultur zu entwickeln, die Veränderungen unterstützt und die Change-Fähigkeit ihrer Mitarbeitenden priorisiert.
Abb. 1: Kotters 8 Beschleuniger (eigene Darstellung nach Kotter International, Inc. 2024)
John Kotter, einer der führenden Experten auf dem Gebiet des Change Managements seit den 1980er Jahren, hat als Reaktion auf die hohen Misserfolgsraten bei Veränderungsprojekten einen strukturierten Ansatz entwickelt, um die Erfolgsquote von Veränderungsinitiativen zu erhöhen. Ursprünglich bekannt als das lineare und sequenzielle 8-Stufen-Modell, entwickelte Kotter aufgrund von erhöhtem Volumen und gestiegener Geschwindigkeit des Wandels seinen Ansatz weiter zu den 8 Beschleunigern – einem zyklischen, iterativen, dynamischen und flexiblen Modell (siehe Abb. 1).
Eine zentrale Komponente von Kotters Change Leadership-Ansatz ist die Unternehmenskultur, die als grundlegender Faktor für den Erfolg von Veränderungen betrachtet wird. Die Unternehmenskultur bildet den Rahmen, innerhalb dessen Veränderungen stattfinden. Sie beeinflusst, wie Veränderungen wahrgenommen und umgesetzt werden. Kotters Ansatz betont die Notwendigkeit, eine Kultur der Dringlichkeit zu schaffen und eine Vision und Strategie zu entwickeln, die von allen Mitarbeitenden getragen wird. Nur durch eine bewusste und gezielte Veränderung der Unternehmenskultur können so Change-Projekte nachhaltig gelingen.
Laut Kotter kann eine anpassungsfähige Unternehmenskultur nur geschaffen werden, wenn Unternehmen in die Veränderungsfähigkeit ihrer Mitarbeitenden in Form von Trainings investieren. Hierzu wurde das Kotter Change Certification Program entwickelt – ein umfangreiches Zertifizierungsprogramm für Einzelpersonen und Organisationen.
Als erfahrene Change-Expert:innen haben wir bei der Tiba unseren eigenen einzigartigen Holistic Change Management®-Ansatz (HCM) entwickelt. Er fußt auf unserer ganzheitlichen Betrachtung von Unternehmen – ganz im Sinne des Tiba-4-Achsenkreuzes® – und setzt den Fokus dabei klar auf die Betrachtung des Individuums als Erfolgsfaktor im Change. Die Menschen müssen verstehen, warum Veränderungen durchgeführt werden und für sich entscheiden, dass sie sinnvoll sind. So entwickeln sie eine intrinsische Motivation und Identifikation mit der Veränderung, welche maßgebend für dessen Erfolg ist.
Dies gelingt jedoch nicht, ohne individuelle Change Management-Kompetenzen im Unternehmen aufzubauen und die individuelle Veränderungsfähigkeit von Menschen zu berücksichtigen. Durch maßgeschneiderte HCM-Trainings bieten wir Learning Journeys auf verschiedenen Levels an, die es den Teilnehmenden ermöglichen, sich in ihrer Rolle im Change wiederzufinden und weiterzuentwickeln. Kombiniert und erweitert werden die Trainings durch individuelle Beratung und Begleitung bei konkreten Veränderungsvorhaben.
Gemeinsam bilden das Tiba Holistic Change Management® und Kotters Change-Modell, ergänzt durch unser breites Transformationsangebot, ein umfassendes Paket für die Entwicklung einer anpassungsfähigen Unternehmenskultur und damit dem nachhaltigen Gelingen Ihrer Veränderungsvorhaben. Während der HCM-Ansatz den Fokus auf die individuellen Kompetenzen je nach Erfahrungslevel und die ganzheitliche Betrachtung des Menschen im Fokus der Veränderung legt, bietet Kotter einen strukturierten, modularen und prozessorientierten Ansatz sowie Leadership-Werkzeuge für die erfolgreiche Umsetzung und Führung von Veränderungsvorhaben auf organisationaler Ebene.
Die Rail-Division der Knorr-Bremse AG stand vor einer enormen Herausforderung: Das weltweit eingesetzte Product-Lifecycle-Management (PLM)-System, ein fester Bestandteil der täglichen Arbeit tausender Ingenieure, musste durch ein neues, moderneres System ersetzt werden. Diese Veränderung betraf über 5.000 Mitarbeitende und erforderte eine gründliche Vorbereitung und Einführung. Wir als Tiba wurden hinzugezogen, um das Projekt mit professionellem Projekt- und Change Management zu begleiten, um den Wandel nachhaltig umzusetzen und die Betroffenen intensiv einzubinden. Die Etablierung einer anpassungsfähigen Unternehmenskultur, die geprägt ist von offener Kommunikation, Transparenz und aktiver Einbindung der Mitarbeitenden, spielte dabei eine zentrale Rolle.
Von der Erstellung eines umfassenden Change Management-Kommunikationsplans über die Gestaltung des Kompetenzaufbaus der Mitarbeitenden bis hin zur Implementierung eines Project Management Offices (PMO) wurden groß angelegte Change Management-Initiativen konzipiert und vom Münchner Standort aus gesteuert. Diese wurden gemeinsam mit den Mitarbeitenden der Rail-Division umgesetzt, um eine hohe Akzeptanz und entsprechende Kompetenzen für das neue System zu schaffen. Eine regelmäßige und sehr transparente Kommunikation war dabei von hoher Bedeutung. Es galt, gezielt eine Kultur des Vertrauens zu fördern, in der sich die Menschen aktiv in den Veränderungsprozess einbringen konnten.
Als Ergebnis konnte das Projekt in der vorgesehenen Zeit und innerhalb des festgelegten Rahmens erfolgreich abgeschlossen werden. Die Mitarbeitenden wurden durch die Übernahme wesentlicher Projetaufgaben entlastet und konnten sich auf ihre Kernaufgaben konzentrieren. Durch gezielte Change Management-Maßnahmen und individuelle Unterstützung wurden Unsicherheiten und Ängste abgebaut, sodass die Mitarbeitenden das neue System schnell akzeptierten und langfristig anwenden. Dieses Beispiel zeigt, wie wichtig eine den Wandel unterstützende Unternehmenskultur für den Erfolg von Change-Projekten ist.
Die TGE Marine Gas Engineering GmbH gilt als marktführender Anbieter für Schiffsgasanlagen. Aufgrund neuer und deutlich diversifizierter Absatzmärkte hat sich das ursprüngliche Produktportfolio für Gastanker stark erweitert. Daraus ergaben sich weitreichend veränderte Kundenanforderungen. Um flexibel und effektiv auf diese sich ständig wandelnden Kundenwünsche reagieren zu können, hat sich das mittelständische Unternehmen zum Ziel gesetzt, eine hierarchieübergreifende, effiziente, lösungs- und kundenorientierte Zusammenarbeit zu etablieren und die Wettbewerbsfähigkeit maßgeblich zu steigern. Dabei spielte die Weiterentwicklung der Unternehmenskultur eine entscheidende Rolle für den Erfolg des Wandels, unterstützt durch die Expertise von Tiba.
Um den genannten Herausforderungen zu begegnen, wurde eine neue Vision, ein Wertekanon und ein Leitbild erstellt, die Organisation, Rollen und Prozesse überarbeitet sowie die Fähigkeiten auf verschiedenen Hierarchiestufen weiterentwickelt. Zusätzlich wurde ein zentrales Tool für Projektmanagement implementiert, um die Effizienz zu steigern.
Die Neugestaltung der Unternehmenskultur, basierend auf Vertrauen, Lösungsorientierung und einer projektfreundlichen Ausrichtung, führte zu signifikanten Verbesserungen. Die Effizienz in Kundenprojekten wurde gesteigert und die Resilienz des Unternehmens gestärkt. Die Mitarbeitenden zeigten eine erhöhte Flexibilität gegenüber Markt- und Kundenanforderungen, was zu einer verbesserten Selbstorganisation und einer gesteigerten Zufriedenheit im Team führte. Dieser umfassende Kulturwandel war entscheidend für den Erfolg der Transformation bei TGE Marine Gas Engineering GmbH.
Ein großes Automobilunternehmen stand vor der Aufgabe, eine neue Software und damit neue Prozesse in der Fahrzeughomologation (Fahrzeugzulassung nach (inter-)nationalen Standards) einzuführen. Diese Veränderung erforderte nicht nur technische Schulungen, sondern vor allem auch eine tiefgreifende Anpassung der Unternehmenskultur. Sie sollte eine Kultur der Offenheit, Lernbereitschaft und Zusammenarbeit werden. Um diese anspruchsvolle Herausforderung zu meistern, wurde ein umfassendes Qualifizierungs- und Change-Begleitungsprogramm konzipiert. Der Erfolg des Projekts hing maßgeblich davon ab, wie gut die Unternehmenskultur den Wandel unterstützte und die Mitarbeitenden in den Veränderungsprozess miteinbezog.
Durch eine sorgfältige Zielgruppenanalyse und -definition und die Erstellung von maßgeschneiderten Lernreisen wurden interaktive Lernmedien und strukturierte Schulungsprogramme entwickelt, die den Mitarbeitenden die sichere Nutzung der neuen Toollandschaft näherbrachten. Die Change-Begleitung stellte sicher, dass die Mitarbeitenden kontinuierlich über den Fortschritt des Projekts informiert wurden und dass ihre Bedenken und Anregungen ernst genommen wurden. Mit dem Menschen im Mittelpunkt schufen wir gemeinsam mit dem Kunden gezielt eine Atmosphäre des Vertrauens und der Mitgestaltung, die für den erfolgreichen Wandel unerlässlich war.
Das Ergebnis war somit eine erfolgreiche Integration der neuen Software und Prozesse, unterstützt durch eine gestärkte Unternehmenskultur. Die Mitarbeitenden fühlten sich befähigt und unterstützt und entwickelten ein gemeinsames Verständnis für die neuen Anforderungen, die dieses Tool mit sich brach. Regelmäßige Informationsveranstaltungen und ein Support-Ticket-System sorgten dafür, dass die Mitarbeitenden kontinuierlich begleitet wurden und sich aktiv am Wandel beteiligen konnten. Auch hier war der Aufbau einer anpassungsfähigen und offenen Unternehmenskultur der Schlüssel zum erfolgreichen Wandel war.
Die transformative Kraft der Unternehmenskultur zeigt sich vor allem in der erfolgreichen Umsetzung großer Change-Projekte. Eine unterstützende Unternehmenskultur, die gezielt durch Change Management-Strategien wie das Kotter-Modell, das Holistic Change Management® (HCM) oder auch andere Modelle gestärkt wird, ist entscheidend für nachhaltigen Wandel. Dies belegen unsere Erfahrungen mit der Rail-Division der Knorr-Bremse, einem großen Automobilunternehmen aber auch viele andere Kundenprojekte der Tiba. Die Beispiele zeigen, dass gezielte Change-Begleitung, transparente und offene Kommunikation und die Förderung von Vertrauen und Mitgestaltung den Unterschied ausmachen. Eine starke Unternehmenskultur macht Unternehmen unschlagbar.
Handelsblatt (2019). Die fünf Kardinalfehler beim Kulturwandel. https://koelner-wissenschaftsrunde.de/wp-content/uploads/2019/10/Die-fu%CC%88nf-Kardinalfehler-beim-Kulturwandel-in_-changement_Handelsblatt.pdf [abgerufen am 22.05.2024].
Heinz, K. (2023). Why Is Organizational Culture Important: 4 Key Benefits – The value of a winning company culture for your business’ success. builtin, https://builtin.com/company-culture/why-is-organizational-culture-important [abgerufen am 21.05.2024].
Kotter International Inc. (2024). https://www.kotterinc.com/ [abgerufen am 21.05.2024].
Lattmann, Christoph. (2014). Unternehmenskultur und wirtschaftlicher Erfolg: Eine empirische Untersuchung. Springer Gabler, Wiesbaden.
Lattmann, C. (2019). Unternehmenskultur im Wandel: Herausforderungen und Chancen in Zeiten der Digitalisierung. Springer Gabler, Wiesbaden.
Lies, J. (2014). Unternehmenskultur: Grundlagen, Entwicklungen und Gestaltungsmöglichkeiten. Springer Gabler, Wiesbaden.
Quantum Workplace (2022). 2022 Organizational Culture Research Report – WHAT'S CHANGED & HOW TO MOVE FORWARD. https://www.quantumworkplace.com/organizational-culture-research-report [abgerufen am 21.05.2024].