Magisches Dreieck

Das magische Dreieck im Projektmanagement – Zeit für ein Update!

Foto von vielen Erdmännchen auf einem Hügel | Projektmanagement

Generationen von Projektmanagern haben in der Aus- und Weiterbildung einen zentralen Begriff mit seiner Bedeutung kennengelernt: Das sogenannte „Magische Dreieck“. Der Begriff wurde Ende der 1960er durch den Briten Martin Barnes geprägt, der das Dreieck aus Umfang, Zeit und Kosten mit der Qualität in der Mitte als „Triple Constraints“ oder auch „Iron Triangle“ bezeichnete. Diese Randbedingungen waren bei der Planung und Steuerung von Projekten zu beachten und bestimmten wesentlich über den Erfolg oder Misserfolg eines Projektes.

Prof. Dr. Reinhard Wagner

Wird der Liefergegenstand eines Projektes nicht im Rahmen des magischen Dreieckes abgeliefert, dann kann das bei einem Projektvertrag zu rechtlichen Konsequenzen führen und intern wie extern leidet die Zufriedenheit des Auftraggebers. Erschwerend kommt hinzu, dass das Dreieck einen inhärenten Zielkonflikt darstellt. Soll ein Projekt schneller erledigt sein, wirkt sich das womöglich auf die Qualität oder den Umfang aus und die Kosten steigen bei erhöhtem Ressourceneinsatz. Vor Beginn des Projektes ist deshalb mit dem Auftraggeber zu klären, welcher Aspekt des Dreiecks priorisiert werden soll. Wenn beispielsweise der Termin die höchste Priorität für den Auftraggeber hat, dann ergeben sich daraus sowohl der Umfang mit Qualität als auch der der Ressourceneinsatz mit den jeweiligen Kosten. Wird hingegen die Qualität des Liefergegenstandes eines Projektes priorisiert, dann ist entsprechender Aufwand zu treiben und daraus ergeben sich dann der Zeit- und Ressourcenbedarf mit den entsprechenden Kosten.

Warum das Magische Dreieck nicht mehr ausreicht

Das Magische Dreieck ist jedoch deutlich in die Jahre gekommen und wird heutzutage als unvollständig und als zu eng ausgelegt empfunden. So gibt es inzwischen viele weitere Aspekte, die als Randbedingungen für Projekte gelten. Für viele Projekte sind beispielsweise die verfügbaren Ressourcen als eine zusätzliche Randbedingung zu beachten. Dazu zählen unter anderem Rohmaterialien, Zulieferteile, Technologien oder auch Personal. Auch die Einhaltung von Aspekten wie Nachhaltigkeit, Sicherheit, Gesundheit, Umweltverträglichkeit, Risiken und kulturelle Werte sind wichtig und erweitern das Magische Dreieck zu einem Vieleck.

Wie viele Ecken beziehungsweise Aspekte im Projektmanagement zu berücksichtigen sind, sollte vor Beginn eines Projektes zwischen dem Auftraggeber und dem Projektmanager geklärt werden. Der Erfolg des Projektmanagements („Projektmanagementerfolg“) bemisst sich dann daran, inwieweit die Liefergegenstände des Projektes im Rahmen des erweiterten „Magischen Polygons“ realisiert werden konnten.

Praxisbeispiel: Projekterfolg langfristig denken

Im globalen Projektmanagement besteht heute Konsens, dass die Fokussierung auf das Magische Dreieck zu kurz greift. Denn Projekte haben über das Projektende eine Wirkung beziehungsweise einen Nutzen, der bei der Betrachtung des Projekterfolges eine wichtige Rolle spielt. Wenn wir uns beispielsweise das Projekt der Errichtung der Elbphilharmonie in Hamburg anschauen, dann hat sich der Projektmanagementerfolg mit Blick auf das Magische Dreieck nicht eingestellt. Statt den vor Beginn berechneten 80 Millionen Euro verschlang das Projekt mit 860 Millionen Euro mehr als das Zehnfache. Auch der Fertigstellungstermin verzögerte sich um mehr als sechs Jahre. Hat sich durch die Mehrausgaben die Qualität des Bauwerks verbessert? Experten bezweifeln das und führen viele Designänderungen und andere Gründe an.

Die Frage ist jedoch, ob sich diese Mehrkosten nicht langfristig amortisieren. Denn der Zweck der Philharmonie ist nicht nur als Ikone von Hamburg zu dienen, sondern über Konzerte, Übernachtungen und andere Services wieder viel Geld in die Kassen der Stadt zu spülen. Langfristig übersteigen die Einnahmen durch die „Elfi“ also die Kostensteigerungen und nützen dem Bauherrn, der Stadt Hamburg, also mehr als kurzfristig die Kostensteigerungen geschadet haben. Bei der Betrachtung des Projekterfolges ist also eher der langfristige Nutzen durch die Liefergegenstände zu betrachten und nicht nur die kurzfristige Einhaltung des Magischen Dreiecks.

Fazit: Das Magische Dreieck weiterdenken

Das Magische Dreieck sollte also heutzutage deutlich weitergedacht und nicht zu eng ausgelegt werden. Auftraggeber sollten sich vor Beginn eines Projektes Gedanken machen, welche Erwartungen sie hinsichtlich des langfristigen Nutzens haben, der mit Hilfe des Projekts und seiner Liefergegenstände erreicht werden soll. Für die Realisierung des Projekts spielt das Magische Polygon dann einen wichtigen Rahmen. Die Projektleitung sollte mit Auftraggebern diskutieren, wie realistisch dieser Rahmen für das Projekt ist und welche Prioritäten für die jeweiligen Aspekte gelten. Denn nur so lassen sich falsche Erwartungen vermeiden und sowohl kurzfristiger Projektmanagementerfolg wie auch langfristiger Projekterfolg erreichen.

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