Praxistipps

Agile to go: Hierarchieübergreifender Dialog „Passion & Power“

Foto eines Teams bei einer Besprechung | Empowerment

- Tiba Magazin 2019 - 

Agile Initiativen werden entwickelt, um die bestehende Organisation zu bereichern und zukunftssicher aufzustellen. Dies gelingt jedoch nur durch hierarchieübergreifenden Dialog und die Integration der Ergebnisse in bestehende Kulturen und Prozesse.

Das Prinzip „Übergreifende Abstimmung“ ist eines der wichtigsten und leider gleichzeitig eines der am wenigsten beachteten Prinzipien. Agile Initiativen, Experimente oder Pilotprojekte werden oft in einer Blase entwickelt, um sie zu schützen. Innerhalb der Blase gelten eigene Regeln – die Mitarbeiter können Neues ausprobieren und es kann sich eine neue Kultur entwickeln. Das ist notwendig und wichtig.

Alexander Koschke

Genauso wichtig ist es aber, dann auch das Neue mit dem Bestehenden zu harmonisieren bzw. in bestehende Strukturen und Kulturen zu integrieren. Schließlich werden die agilen Initiativen entwickelt, um die bestehende Organisation zu bereichern. Es ist nicht hilfreich und zielführend, zwei voneinander unabhängige Kulturen im Unternehmen aufzubauen, denn weder die bestehende Organisation noch die agile Blase kann die Herausforderungen der Zukunft allein stemmen. Wir brauchen übergreifende Zusammenarbeit und müssen die Stärken der jeweiligen Ansätze kombinieren.

Ähnlich wie bei der aktuellen Klimadiskussion hilft es uns nicht, eine Partei zu verteufeln und zu glauben, die Opposition könnte es besser. Wir müssen erkennen, dass wir die bevorstehenden Probleme nur gemeinsam lösen können. Wir brauchen Sicherheit, wir brauchen eine funktionierende Wirtschaft, wir brauchen moderne Technologie und gleichzeitig brauchen wir aber auch ein neues Umweltbewusstsein und sofortiges Handeln.

Im Unternehmen ist es genauso. Unsere bestehenden Produkte, die uns mit gutem Geld versorgen sowie Menschen mit viel Einfluss und einem guten Netzwerk im Unternehmen sind genauso wichtig, wie die mutigen Experimente und die Leidenschaft einer neuen Generation, den Menschen mehr in den Fokus zu stellen. Dazu braucht es eine „übergreifende Abstimmung“ auf allen Ebenen. Und genau das ist es, was so schwerfällt. Denn es erfordert von uns, dass wir unsere eigene Lieblingslösung verlassen und uns auf etwas Neues, am Anfang vielleicht Unbequemes einlassen:

  • Wir brauchen „Agile Leader“, die vorurteilsfrei auf ihren Manager zugehen und ihn einladen, die Initiative unmittelbar zu verfolgen, dabei zu sein, die Meetings regelmäßig zu besuchen und gerne auch kritische Fragen zu stellen. Menschen, die zuhören, die Anregungen ernst nehmen und in ihrem weiteren Vorgehen berücksichtigen. Sozusagen einen Schulterschluss von „Passion“ und „Power“.
  • Wir brauchen „Supportive Manager“, die sich für agile Initiativen interessieren, die sie nicht nur beauftragen und dulden, sondern die wirklich die Qualitäten agilen Arbeitens verstehen wollen und offen sind, sich in ihrem Arbeitsstil ein Stück weit inspirieren zu lassen.
  • Wir brauchen dringend gute „Raumgestalter“, die Räume für ein konstruktives Miteinander gestalten. Die es durch geschickte Moderation verstehen, Menschen in einen konstruktiven Dialog zu bringen (z.B. in Form von Schnittstellenworkshops), die es nicht scheuen, einen gesunden Streit zu führen, um Verständnis zu schaffen.

Jeder Dialog, jedes Meeting, jeder Sprint und jede Initiative, bieten uns jeden Tag die Möglichkeit, uns in gegenseitigem Verstehen zu üben und neue integrierte Lösungen zu schaffen. So wie wir es in der Klimakrise aktuell erleben, so braucht es auch bei agilen Initiativen generationen- bzw. hierarchieübergreifenden Dialog, „Passion und Power“, um erfolgreich zu sein.