Praxistipps

Agile to go – Der Mensch im Mittelpunkt

Foto eines Teams bei einer Besprechung | Empowerment

- Tiba Magazin 2018 - 

Auf dem Weg zur Agilisierung ist das Supportive Management wesentlich. Wir gehen der Frage nach, welche Rolle das Vertrauen dabei spielt und wie Führungskräfte ihre Teams zur Selbstorganisation befähigen und sie dabei unterstützen können, erfolgreich zu sein. Die Praxistipps zu „Der Mensch im Mittelpunkt“ beziehen sich auf das Prinzip 4. Supportive Management.

Alexander Koschke

Jeder von uns kann heute anfangen, „Oasen“ für mehr „Menschlichkeit“ in seinen Alltag einzubauen und andere dazu einzuladen. Hier geht es v.a. darum Vertrauen aufzubauen und somit eine neue Kultur zu etablieren, in der nicht bewertet, kritisiert und verurteilt wird.

Auch als Führungskraft kann ich dazu beitragen, indem ich bewusst Zeit dafür in gemeinsame Termine, Meetings und Trainings einbaue.

Bislang wurde im Projektmanagement meist alles dafür getan, das Projektziel möglichst „kompromisslos“ zu erreichen, wenn nötig auch mit Druck und Zwang. Im agilen Umfeld sind Aufgaben komplexer. Deshalb sind zum Erreichen des Ziels kreative Interaktionen zwischen Menschen notwendig. Damit müssen neben dem Projektziel immer mehr auch der Mensch und die menschlichen Interaktionen im Mittelpunkt stehen (vgl. agiles Manifest: „Menschen und Interaktionen vor Prozesse und Tools“).

Hier ein paar Beispiele von Mini-Schritten zu großen Interventionen:

  • Danken: Kurz Innehalten und sich in einer ruhigen Minute aufrichtig bei einer Person bedanken und mitteilen, was genau mir gefallen hat. Das dauert oft nicht länger als 30 Sekunden.
  • Check-in am Meeting-Start: Jeder Teilnehmer bekommt am Anfang des Meetings 1 Minute ungeteilte Aufmerksamkeit, um in der Runde zu teilen, wie es ihm gerade geht und was ihn gerade bewegt. Alle anderen hören nur zu und kommentieren nicht.
  • Feedback zum Prozess: Am Ende eines persönlichen Gesprächs, eines Meetings, einer Veranstaltung oder eines (Teil-) Projektes kurz Zeit nehmen, den Prozess zu reflektieren und zu hören, wie es den einzelnen in der Zusammenarbeit ergangen ist. Oft reichen schon 3-5 Minuten. Wichtig ist, dass diese Zeit frei von Diskussionen über das (Projekt-) Ergebnis ist und ausschließlich für menschliche Interaktionen genutzt wird. Scrum nutzt so eine „Retrospective“ immer am Ende eines Sprints (d.h. alle 1-4 Wochen für ca. 2 Stunden.)
  • Gemeinsame „Frei“-Zeit: Nichtstun, meditieren, reflektieren ist für kreative Gehirnarbeit so wichtig wie das Ausatmen für den Körper. Wir können nicht immer nur einatmen, genauso können wir nicht immer nur rational, effizient arbeiten. Bewusste Räume zum „Nichts-Tun“ im Arbeitsalltag einzubauen, in denen das Team „ausatmen“ kann, kann insgesamt effizienter sein als ein 100% effizient durchgetakteter Arbeitstag. Eine ruhige Kaffeeecke mit Couch, ein Kicker, Zugang zu einem Garten etc. eignen sich dafür bestens.

Egal, welches Format als Rahmen gewählt wird – wichtig ist, dass drei Punkte eingehalten werden:

  1. Schutz vor externen Störungen: Keine Handys, To Dos, Lärm, Ablenkung. Die Beteiligten sollten entspannt und angstfrei sein, ggf. braucht es dafür in diesem Bereich klare Regeln, Struktur oder eine Timebox.
  2. Wohlwollende Haltung: Die Beteiligten sollten gegenseitig dafür sorgen, dass in den „Oasen“ „von Herzen“ gesprochen wird und nicht zu rational analysiert und bewertet wird. Gefühle, Bedürfnisse und ungewöhnliche Sichtweisen haben hier explizit Platz.
  3. Raumgestaltung als Management-Kompetenz: Im Zuge der Selbstorganisation wird es für Führungskräfte immer wichtiger, Räume zu schaffen, in denen kreativ und kooperativ gearbeitet werden kann. Wenn Punkt 2 nicht von allein funktioniert, kann es sinnvoll sein, durch gute Moderation aktiv einen Raum für wohlwollende Haltung zu schaffen bzw. das Team so lange dabei zu unterstützen, bis es dies von allein schafft.