Häufig tappen wir in die Falle und bewerten Dinge schnell und voreilig als gut oder schlecht. So ist es auch bei Widerstand von Menschen in Veränderungsprojekten. Da der Wunsch groß ist, dass alle mitziehen und die geplante Transformation unterstützen, wird Widerstand von vornherein als störend und ungewollt beurteilt. Dies greift jedoch zu kurz. Wenn auch als lästig empfunden, ist Widerstand in Change Management und Veränderungsprozessen ein gängiges Phänomen, der sogar eine sinnvolle Funktion hat, wie in diesem Beitrag ausführlicher beschrieben.
Veränderung und die Angst vor dem Unbekannten
Organisatorische und strukturelle Veränderungen zwingen uns zu neuen und unbekannten Denk- und Lernprozessen. Da wir auf wenige oder keine Erfahrungswerte zurückgreifen können, ordnet unser Gehirn dem Unbekannten instinktiv zunächst einmal das höchste Gefahrenpotenzial zu. Solche Situationen lösen Stress aus und wir reagieren mit größter Vorsicht und Skepsis. Widerstand ist folglich kein bewusstes, negatives oder gar böswilliges Verhalten von Menschen, sondern eine völlig natürliche, evolutionär erlernte und erprobte Reaktion des menschlichen Körpers.
Mit Widerstand lässt sich arbeiten
Nachdem wir uns von der Idee verabschiedet haben, dass Veränderungsprozesse ohne Widerstand stattfinden können, gilt es die Perspektive auf das Phänomen Widerstand zu verändern. Welche positiven Aspekte können betont und wie kann Widerstand nutzbar gemacht werden?
Zunächst einmal ist Widerstand eine Energie, die zeigt, dass Interesse und Betroffenheit auf Seiten der Beteiligten existieren. Ein Veränderungsprozess ohne Resistenzen würde nämlich bedeuten, dass die angestrebten Veränderungen ihre Wirkung verfehlen und bei den Betroffenen keine neuen Denk- und Lernprozesse notwendig werden.
Deshalb ist es nicht wünschenswert Widerstand per se zu verhindern, sondern er muss in eine positive Veränderungsdynamik umgewandelt werden. Das ist die Aufgabe der Führungskräfte, bestenfalls gemeinsam mit professionellen und erfahren Coaches oder Change Manager.
Widerstand ist zudem als Informationsquelle nutzbar. Dort wo Widerstand verspürt wird, kann in den Diskurs gegangen und Auskunft über die wahren Bedürfnisse der Beteiligten erlangt werden. Widerstand kann unterschiedliche Formen annehmen: lautstarke Gegenargumentationen, Vorwürfe und Drohungen sind genauso Symptome wie Bagatellisieren, Schweigen oder Aussagen ins Lächerliche ziehen. Auch stille Formen, wie Rückzug, fehlendes Engagement oder eine zunehmende Zahl von Krankmeldungen, können Ausdruck von Widerstand sein. Sie resultieren bis zu 80 Prozent aus Unsicherheit und Angst. Betroffene fragen sich nicht nur, ob sie die anstehende Veränderung wollen, sondern auch, ob sie dieser gewachsen sind und die Veränderung entsprechend mitgehen können. Zudem überlagern Emotionen die rationalen Gründe. Hintergründe und sachliche Argumentation können daher nur einen Teil des Widerstands reduzieren, gleichermaßen muss Betroffenen auf emotionaler Ebene Aufmerksamkeit geschenkt werden.
Neue Veränderungsdynamik schaffen
Um Widerstand abzubauen, öffnen Sie am besten den Raum für neue positive Erfahrungen. Sorgen Sie dafür, dass neue Perspektiven entstehen und neue Verhaltensweisen ausprobiert werden können. Häufig existieren hartnäckige Glaubenssätze und Verhaltensmuster, die zu einem früheren Zeitpunkt sinnvoll waren, zum jetzigen Zeitpunkt jedoch ihre Berechtigung und Funktion verloren haben. Es ist hilfreich, sich hierbei zu vergegenwärtigen, dass diese Widerstandsmuster den Beteiligten oft nicht bewusst sind und in den meisten Fällen auch nicht böswillig eingesetzt werden. Daher ist erforderlich durch zielgerichtete Kommunikation diese Muster aufzudecken und zur Diskussion zu stellen, um Alternativen überhaupt zu ermöglichen. Gleiches gilt für emotionale Reaktionen. Es gilt diese im offenen Gespräch zu benennen, zu konkretisieren und zu bearbeiten. Aktives Zuhören ist eine wichtige Fähigkeit, die durch empathisches Nachfragen und den aufrichtigen Wunsch die bestehenden Sorgen und Ängste zu verstehen, ergänzt wird.
Fragen Sie die Betroffenen, was sie durch Aufgabe des Widerstands glauben zu verlieren. Erkundigen Sie sich, was sich verändert, wenn der Widerstand fortbesteht oder aufgegeben wird. Bleiben Sie offen und neugierig und gehen Sie nicht gleich in die Diskussion oder argumentieren dagegen. Nutzen Sie ein erstes Gespräch, um mehr aus der Gedankenwelt der Betroffenen zu erfahren und ziehen Sie erst danach Ihre Schlüsse und entwickeln Sie Strategien für den weiteren Umgang.
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